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Auch dieses Jahr war ich wieder auf dem Hochschulbarcamp in Essen am Start. Hier treffen sich einmal im Jahr Mitarbeiter von Hochschulen, die zum Beispiel in der Online Redaktion oder im Social Media Management sind und sich über Branchen-News austauschen.
Was bedeutet Barcamp: Trinken und Campen, oder was?
Nein, nicht ganz. Barcamps werden auch als sogenannte Unkonferenzen bezeichnet: Die Teilnehmer erstellen am jeweiligen Morgen gemeinsam einen sogenannten Sessionplan, auf dem sie dann Themen anbieten, über die alle gemeinsam (je nach Interesse in unterschiedlichen Räumen) sprechen wollen. Eine Person ist meistens InitiatorIn und schlägt ihr oder sein Thema vor; manche bringen extra eine kleine Präsi mit, andere erzählen spontan was dazu. Da auch in der Hochschulkommunikation die digitalen Medien immer wichtiger werden, ist es nur logisch, dass auch ein Hochschulbarcamp seine Berechtigung hat. Vom 15. bis 16. Februar fand das Barcamp statt. Holger Gottesmann und Philip Dunkhase waren die Veranstalter. Zu den Sponsoren und Unterstützern zähle übrigens auch ich und mein Medienpartner Westwind Medien.
Themen auf dem diesjähringen Hochschulbarcamp
Da die Sessions ja parallel verlaufen, kann ich hier leider nur einen kleinen Einblick zeigen in diese, die ich besucht habe. Daniel und ich waren am ersten Tag vor Ort.
Das Session-Board: Alle Themen auf einen Blick
Wie arbeiten Online Redaktion und Social Media Team einer Hochschule zusammen?
Laura Kaldinski, Social Media Managerin an der Fachhochschule Dortmund und Michael Milewski, Online Redakteur an derselben Hochschule, erzählten aus ihrem Berufsalltag und wie es gelingt, Online-Inhalte gemeinsam bestmöglich zu streuen. “Die Inhalte werden auf der Webseite durch mich eingespeist. Dann wird geschaut, was davon relevant für unsere sozialen Kanäle ist” so Michael Milewski. Facebook, Twitter, YouTube und auch Instagram werden durch das Social Media Team bespielt. Eine Absprache mit der Online Redaktion ist da natürlich essentiell. “Zu berücksichtigen sind aber auch die Inhalte, die über die sozialen Medien erst noch im Laufe des Tages hereinkommen” so Laura. Wichtig, so sind sich alle einig, ist auch, dass nicht jede wissenschaftliche Meldung, die auf der Webseite veröffentlicht wird, für die sozialen Medien geeignet ist. “Mit solchen Posts geht unsere Interaktionsrate ganz schnell in den Keller” sagt Laura.
Wichtig sei auch, abzusprechen, wer überhaupt was posten darf, damit keine Unstimmigkeiten entstehen. Deshalb seien auch Standups so wichtig: In diesen (stehenden) Sitzungen (welch ein lustiger Widerspruch) werden morgens innerhalb von zehn Minuten Themen vorgestellt und auf die Kanäle aufgeteilt. “2-3 Posts pro Tag sind Standard.” Dass die Social Media Redaktion über eine freie Hand verfügt, erscheint den meisten Session-TeilnehmerInnen als wichtig. Viele der Hochschulen kombinieren jedoch auch Social Media Management und Web Redaktion. In der Online Redaktion der Westfälischen Wilhelmsuniversität Münster sitzen beispielsweise acht bis neun Mitarbeiter. Der allgemeine Konsens lautet: Verwaltungsthemen sind unbeliebt. Für eine gute Interaktionsrate in den sozialen Kanälen sollten Service Posts (“Was gibt es diese Woche in der Mensa?” oder “Wie voll sind die Bibliotheken?”) mit Feel-Good-Content (“Wir wünschen euch einen guten Start in den Tag mit Sonnenaufgangsbild”) gepaart werden. Simon Sperl, Online Redakteur Web und Social Media an der Hochschule Niederrhein Krefeld, ergänzt: “Man sollte sich als Hochschule nicht zu ernst nehmen” und bezieht sich damit auf die Postings in den sozialen Netzwerken, die gerne auch mal etwas leichter daherkommen dürfen.
Vernichtende Kritik im Internet? Und nun?
Das Startup Studycheck.de bietet eine Plattform an, auf der Studierende ihre Hochschule bewerten können. Mittlerweile sind um die 104.000 Bewertungen zu ca. 15.000 Studiengängen eingegangen, die sich auf ca. 500 Hochschulen beziehen. Die zentrale Frage, die Thomas Tibroni und Hendrik Ewers zu beantworten versuchten, war: “Sollen negative Erfahrungsberichte durch Hochschulteams kommentiert werden?” Dazu hatten sie einige Beispiele mitgebracht. Generell lässt sich festhalten: Wenn es sich nicht um Beleidigung oder unsachliche Kritik handelt, unbedingt kommentieren. Die Qualität der Kommentare durch die Hochschule ist dabei umso wichtiger. “Sich Fehler einzugestehen und dabei sympathisch zu schreiben sind das A und O” so Thomas Tibroni. Wichtig sei zudem, einen konkreten Ansprechpartner zu formulieren. Die wenigsten Erfahrungsberichte würden derzeit von den Hochschulen beantwortet, obwohl es regelmäßige Montags-Mailings von Studycheck an die Hochschulen gäbe. Hier würde Potential verschenkt, das eigene Image aufzupolieren. Hochschulen, die sich selbst positive Bewertungen geben bzw. Studierende für positive Bewertungen bezahlen, können von Studycheck auf Manipulationsverdacht gesetzt werden. Aufgrund der hohen Anzahl an Berichten kann das Portal zwar nicht jeden gegenchecken, jedoch ist eine Kontrolle sogenannter Stopwords vorhanden, die darauf hindeuten, dass hier nicht sehr sachlich argumentiert wird.
Als Nicht-StudentIn Jodel nutzen??? Ich jodel dir gleich mal was!
Sebastian Rothe von der Fachhochschule Dortmund stellte in dieser Session die App “Jodel” vor. Dabei handelt es sich um eine App, die von Studenten genutzt wird und ähnlich wie Twitter funktioniert, jedoch anonym. Veröffentlicht 2014, ist sie mittlerweile unter Studenten ein totales Insider-Ding. Texte und Fotos können gejodelt werden und drei Hashtags komplettieren einen perfekten Jodel-Post. Die Idee könnte für das Hochschulmarketing sein, als Hochschule selbst auch zu jodeln und somit eine direkte Nähe zu den Studis aufzubauen. Jedoch wurde hier eindringlich vor gewarnt. Eine Sessionteilnehmerin meinte: “Die Studenten merken schnell, wenn sich Nicht-Studis auf Jodel einschleichen. Sie wollen unter sich sein. Die Reaktionen sind meistens nicht sonderlich nett.” Jedoch seien kreative Posts, die dem Jargon der Studierenden entsprächen, meistens gern gesehen, zumal diese anonym sind. Und solange man seinen Text nicht mit “Liebe Studierende” beginne, wäre schließlich alles im Lot 😉
Facebook Ads als Hochschule schalten
Axel Kopp von der Fachhochschule Dortmund erzählte von einer Kampagne, die er über Facebook für die Hochschule gestartet hatte. Insgesamt habe er zwei Kampagnen mit je drei Anzeigen erstellt. Seine Erkenntnis: Mobile (extremely) first! Facebook wird so gut wie gar nicht mehr über das Laptop genutzt, sondern beinahe ausschließlich über das Smartphone. Zudem klickten Frauen mehr als Männer. “Frauen klicken auf Frauen, Männer auf Männer. Das hat wohl was mit der Identifikation zu tun” mutmaßt Axel. Die Reichweite bei diesem konkreten Beispiel belief sich auf 16.600 Personen bei den Frauen und auf 11.000 bei den Männern. “Es ist wichtig, die Zielgruppen lieber zu eng als zu weit zu fassen. So werden mehr Menschen wirklich erreicht.” Neue Funktionen seien zum Beispiel die Canvas Ads, mit denen man richtige Geschichten erzählen könne.
Ist eine App für Modulhandbücher aller Hochschulen umsetzbar und sinnvoll?
Dr. Volker Eisenlauer stellte die App module.org vor, in die Modulhandbücher eingetragen werden können, die zuvor durch Studierende eingereicht würden. “Daraus entsteht eine App zur Studienorientierung und zur Studienplanung” so Herr Dr. Eisenlauer. “Ein einheitliches Format ermöglicht eine Studienorientierung, da es sonst keine Übersicht gibt, die die Modulhandbücher verschiedener Universitäten übersichtlich nebeneinander abbildet.” Generell würden sich zukünftige Studierende in erster Linie über Uni-Webseiten, Gespräche mit Freunden, Info-Portale und Soziale Medien informieren. “Die App führt alle Studieninfos zusammen.” Die Hochschulen hätten durch die App den Vorteil, eine größere Sichtbarkeit zu erreichen und könnten gezielt Masterstudiengänge vermarkten. Eine Sessionteilnehmerin bemängelte, dass das System des Einreichens durch die Studierenden nicht einwandfrei funktionieren könne, da ja die Hochschulen die offiziellen Materialien einreichen müssten. Zudem würden nur Module angezeigt, aber keine Lehrbeauftragten und weitere, wichtige Informationen. Außerdem, bemerkte eine Teilnehmerin, präsentiere die App den Studierenden auch die gesamte Konkurrenz an Hochschulen, was eher einen Nachteil ausmachen kann. “Sie zeigen sich jedoch auch auf dem Markt und machen Ihr Angebot publik” so Volker Eisenlauer. Einig waren sich alle, dass staatliche Hochschulen keine Befürchtungen haben müssten und dass es in erster Linie für private Hochschulen darum geht, den eigenen Markt auszubauen. Auch Personaler hätten durch die App einen Einblick in die akademische Lehre.
Das war Tag 1 des Hochschulbarcamps
…oder zumindest der Teil, an dem ich teilnehmen konnte. Leider konnte ich nicht in alle Sessions reinschnuppern, aber ich denke, ihr habt einen ganz guten Eindruck gewinnen können.
Was natürlich nicht fehlen durfte: Die Twitter-Wall mit #hscamp17
Hier wurden alle Tweets, die mit dem Hashtag #hscamp17 erzeugt wurden, abgebildet. Da wir damit so erfolgreich waren, hatten es auch leider ein paar Social Media-Trolle auf uns abgesehen. Aber das gehört wohl dazu, wenn man mit einem Hashtag “trendet” 😉
Zwischendurch gab es übrigens wieder richtig leckeres Buffet…
…und ausreichend Getränke für die (nicht nur wissens-) durstigen TeilnehmerInnen:
Schön war es 🙂
Fotos. Westwind Medien
Danke für den tollen Blogbeitrag und Eure Begleitung des #hscamp17.
Sehr gerne, Holger 🙂 Danke für die Einladung.